Alles. Aus einer Hand.
Der Alte Friedhof in Freiburg ist als besonderes Kulturdenkmal des Landes gelistet. Die Parkanlage ist neben ihrer geschichtlichen Bedeutung auch ein beliebtes Naherholungsgebiet der Stadt. An den Grabmalen finden jährlich wiederkehrende Konservierungs- und Instandsetzungsarbeiten vor Ort statt, um das Denkmal für zukünftige Generationen zu erhalten. Die technische Infrastruktur des Friedhofs ist jedoch unzureichend für die Instandhaltung und Bearbeitung der rund 1200 Grabsteine. Zu diesem Zweck wurde ein temporäres Bauwerk errichtet – ein sogenanntes Lapidarium. Ein Lapidarium ist ein Gebäude, das der Sammlung und Bearbeitung von Steindenkmalen dient.
Der Neubau befindet sich in der Nordwestecke des Friedhofs, in direkter Achse zur Hauptzufahrt von der Stadtstraße. Die Kubatur erstreckt sich als längliches, winkelförmiges Volumen mit flach geneigtem Satteldach entlang der Wegeachse in Richtung Süden zur Michaelskapelle. Die umliegende Natur und der geschützte Baumbestand mit markanten Eiben bestimmen die Form des Grundrisses, der zwei unterschiedlich große Hallen umfasst. Von beiden Wegrichtungen kommend, fällt das Bauwerk dem Betrachter erst in unmittelbarer Nähe ins Auge. Die zurückhaltende Positionierung des Lapidariums wurde bewusst als Grundlage für eine angemessene Neubauform im historischen Kontext des Alten Friedhofs gewählt.
Das Raumprogramm umfasst eine Mehrzweckhalle, die für die konservatorischen Arbeiten der Handwerker und Restauratoren vor Ort genutzt wird. Eine Nebenhalle dient als Lagerraum, insbesondere für die Wintereinhausung der Marmorskulpturen während der frostfreien Zeit. Ein Sanitärkern, der als Bindeglied zwischen den beiden Hallen fungiert, ist in das Bauwerk integriert. Beide Hallen besitzen einen eigenen Zugang über große Schiebetore, die sich harmonisch in die Fassadengestaltung einfügen. Eine Hoffläche mit Schwerlastregal dient der Anlieferung und Zwischenlagerung von Materialien und Grabsteinen.
Die Holzkonstruktion ruht auf Punktfundamenten, um den Eingriff in das durchwurzelte Erdreich möglichst gering zu halten. Die Holzständerbauweise mit satteldachförmigen Leimbindern wurde in der Zimmerei vorgefertigt und konnte dadurch innerhalb weniger Tage errichtet werden. Das Bauwerk ist als Kaltraum konzipiert; lediglich der Sanitärkern mit den Versorgungsleitungen erhielt eine natürliche Dämmung sowie einen Frostwächter, um Frostschäden zu verhindern. Der Hausanschluss erfolgte durch aufwendige Leitungsarbeiten am Wohnhaus der Michaelskapelle.
Die umlaufende Holzfassade wird durch eine Zierleiste in zwei Zonen unterteilt: Die horizontale Stülpschalung betont die längliche Kubatur, während die vertikale Wechselfalzschalung im Traufbereich dem Bauvolumen Leichtigkeit verleiht. Das Dach wurde aus Brettschichtholzplatten konstruiert und mit einem Sinusblech gedeckt. Fassaden, Tore und Dach sind im gleichen Farbton gehalten, der eine natürliche Vorvergrauung des Holzes beschreibt. Die Fenster des Hauptraums, die als einfache Festverglasungen ausgeführt sind, ermöglichen wechselseitige Blicke zwischen der Halle und dem Weg. Interessierte Besucher können so das vor Ort stattfindende Handwerk der Steinmetze und Restauratoren beobachten.
Das Lapidarium fügt sich gestalterisch angemessen in den Kontext des Kultur- und Naturdenkmals des Alten Friedhofs ein. Durch seine Funktion als infrastruktureller Mehrzweckbau wird es die konservatorischen Arbeiten auf dem Alten Friedhof umfassend unterstützen.