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Die bewegte Geschichte der Stadt Breisach lässt sich am Bestand der noch vorhandenen, historisch wertvollen Substanz ablesen. So sind die Stützbauwerke wesentliche Zeugen Breisachs Vergangenheit und stehen als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz. Neben der fortifikatorischen Eigenschaft der Mauern, wurden diese aus Gründen der Hangsicherung des Münsterbergs und als Hochwasserschutz, vor den Schwankungen des Rheinpegels, errichtet. Im Laufe der Geschichte wurden die Mauern mehrfach überformt. Grund hierfür waren, neben den topografisch konstruktiven Gründen, häufige kriegerische Auseinandersetzungen, welche der Grenzstadt am Rhein bis zum zweiten Weltkrieg erheblich zugesetzt hatten. Die heute noch bestehenden, teils ruinösen Überreste der Wehr- und Stützanlagen prägen das Erscheinungsbild der Stadt und sind wesentlicher Teil ihrer Identität.
Um eine geeignete und allgemeingültige Maßnahmenkonzeption zur Pflege aller Stützmauern der Stadt zu formulieren, wurde unter anderem die Stützmauer der Muggensturmstraße als mustergültiger Abschnitt saniert. Die statische Instandsetzung und die Konservierung historisch bedeutsamer Befunde am Bauwerk wurden als Sanierungsziel festgelegt. Hierfür fanden umfangreiche Voruntersuchungen zur Instandsetzungskonzeption statt. Das Bauwerk wurde digital vermessen, es fanden statische und geologische Untersuchungen statt, sowie die bauhistorische Einordnung und Bewertung. Anhand einer Musterachse wurden Maßnahmen vor der Ausführung überprüft. Zum Zeitpunkt der Voruntersuchung wurde der Mauerabschnitt als einsturzgefährdet eingestuft.
Als Vorabmaßnahme fand eine umfangreiche Vergrämung der dort angesiedelten und geschützten Mauereidechse in Ersatzhabitate statt. Nach dieser konnte mit den eigentlichen Instandsetzungsarbeiten begonnen werden. Dabei wurden die noch vorhandenen Gewölbe mit Flüssigerde verfüllt, um den Einsturz dieser zu verhindern. Im Anschluss wurden die Mauerschalen vernadelt und so die Ansichtsfassade der Mauer gesichert. Eine Systemvernagelung mit Erdnägeln und Lastverteilungselementen, die durch Spül- und Verpressvorgänge installiert wurden, entlastet die historische Konstruktion vom anstehenden Hangdruck des Münsterberges durch Rückverankerung des Hangs in den im Erdreich anstehenden Fels. Durch die Lastverteilungselemente, welche hinter der Mauer eingebracht wurden, konnte auf die sonst im Hangsicherungsbau üblichen Ankerkopfplatten verzichtet und das konstruktive Bild der Mauerfassade ohne Veränderung überliefert werden. Die Mauerkrone wurde durch Abnahme eines neuzeitlichen Betonbalkens aus zweitverwendeten Ersatzziegeln neu aufgebaut. Der ruinenhafte Charakter wurde dabei erhalten. Nach der erfolgten statischen Instandsetzung wurde die Maueroberfläche aus Backsteinen und eingestreuten Naturwerksteinen durch Restauratoren konserviert. Parallel wurde das gesamte Fugennetz nach historischer Rezeptur neu verfugt. Balkenkopflöcher eines abgebrochenen Wohnhauses, welches an die Mauer angebaut war, sowie die Tür zum ehemaligen Gewölbe wurden als sichtbar ablesbare Befunde der Geschichte des Stützbauwerks erhalten.
Der Mauerabschnitt der Muggensturmstraße ist nun wieder als standsicher zu beschreiben. Anhand dieses kleinen Abschnittes der Stützbauwerke als denkmalgeschützte Sachgesamtheit konnten zielführende Sanierungsmaßnahmen erprobt werden, um die Wehr- und Stützanlagen auch für künftige Generationen stadtbildprägend zu erhalten.
Endzustand