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Städtebaulich waren die Bahnhofsbauten der Stadt Balingen im 19. Jahrhunderts die vermutlich gravierendsten Eingriffe in die Stadtgestalt: Bahnlinien und Bahnhöfe mussten in historische Gefüge integriert oder an diese angefügt werden. Der Balinger Bahnhof wurde nördlich der Altstadt an der Hangkante errichtet, sodass sämtliche angrenzenden Stadtgebiete durch den Verlauf der Bahnlinie abgetrennt wurden. Die Errichtung eines Fußgängersteges noch im gleichen Jahr weist auf den notwendigen fußläufigen Austausch zwischen den Teilbereich der Stadt hin.
Untersicht mit Blick auf den Nebenträger
Wir wurden mit einer bauhistorischen Dokumentation der denkmalgeschützten Stahlfachwerkbrücke sowie der Begutachtung des Schadensbildes mit darauf aufbauenden Maßnahmenvorschlägen des Bestandsbauwerks beauftragt.
Bei dem Steg handelt es sich um eine Stahlfachwerkkonstruktion mit einer zweiläufigen Treppe. Die große Spannweite zwischen Treppenpodest und dem gegenüberliegenden gemauerten Widerlager wurde mit einer feldteilenden Pendelstütze deutlich verkürzt. Das Überspannen von je zwei Gleisen stellte dennoch eine Herausforderung dar, die nur aufgrund der dichten Fügung der Fachwerkstreben mit engmaschigen Nietenverbindungen überbrückt werden konnte. Zugleich wurde der materielle Aufwand durch die winkelförmige Falzung der grazilen Profile, die durch die Kantung eine höhere Stabilität erlangen, minimiert. Die markante Auflagerung des Gehwegs auf der winkelförmig auskragenden Untergurtverbindung sowie die Doppelfunktion der Zweifeldträger als Geländer zeugen von einer effizienten Materialausnutzung und gestalterischer Finesse in der Ausarbeitung der konstruktiv relevanten Punkte.
Detail einer Rosette des Treppengeländers
Widerlager aus Beton am östlichen Auflagerpunkt
Bei der Schadensbegutachtung vor Ort zeigten sich an einigen Bereichen Korrosionsschäden mit Querschnittsminderungen, so zum Beispiel an der Eckstütze des mittleren Treppenpodestes oder an der Konstruktion unterhalb des Überganges zwischen oberem Treppenpodest und Steg. Teilweise handelt es sich noch um einen aktiven Korrosionsprozess. Die Rostfahnen auf Bauteilen erzeugen den Eindruck eines deutlich verschlechterten Zustandes, es gibt jedoch viele Bereiche, in denen die Korrosion nicht mehr aktiv ist. Hier hat sich eine Passivschicht aufgebaut, der weitere Verfall ist nahezu zum Erliegen gekommen.
An den Riffelblechen des Stegs, auf dem der schadhafte Gehbelag meist abgeplatzt ist, und auch an den Stufenauflagern aus Gusseisen zeigen sich erhebliche Korrosionsschäden, die teilweise mit weißen Anlagerungen bzw. Ausblühungen pustelartig überzogen sind, was auf bauschädliche Salze hindeutet (z.B. durch das Streuen von Salz im Winter).
Gesamtansicht des Fußgängerstegs mit Blickrichtung Norden